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  1. %!TEX root = Programmierparadigmen.tex
  2. \chapter{$\lambda$-Kalkül}
  3. Der $\lambda$-Kalkül (gesprochen: Lambda-Kalkül) ist eine formale Sprache.
  4. In diesem Kalkül gibt es drei Arten von Termen $T$:
  5. \begin{itemize}
  6. \item Variablen: $x$
  7. \item Applikationen: $(T S)$
  8. \item Lambda-Abstraktion: $\lambda x. T$
  9. \end{itemize}
  10. In der Lambda-Abstraktion nennt man den Teil vor dem Punkt die \textit{Parameter}
  11. der $\lambda$-Funktion. Wenn etwas dannach kommt, auf die die Funktion angewendet
  12. wird so heißt dieser Teil das \textit{Argument}:
  13. \[(\lambda \underbrace{x}_{\mathclap{\text{Parameter}}}. x^2) \overbrace{5}^{\mathclap{\text{Argument}}} = 5^2\]
  14. \begin{beispiel}[$\lambda$-Funktionen]
  15. \begin{bspenum}
  16. \item $\lambda x. x$ heißt Identität.
  17. \item $(\lambda x. x^2)(\lambda y. y + 3) = \lambda y. (y+3)^2$
  18. \item \label{bsp:lambda-3} $\begin{aligned}[t]
  19. &(\lambda x.\Big (\lambda y.yx \Big ))~ab\\
  20. \Rightarrow&(\lambda y.ya)b\\
  21. \Rightarrow&ba
  22. \end{aligned}$
  23. \end{bspenum}
  24. In \cref{bsp:lambda-3} sieht man, dass $\lambda$-Funktionen die Argumente
  25. von Links nach rechts einziehen.
  26. \end{beispiel}
  27. Die Funktionsapplikation sei linksassoziativ. Es gilt also:
  28. \[a~b~c~d = ((a~b)~c)~d\]
  29. \begin{definition}[Gebundene Variable]\xindex{Variable!gebundene}%
  30. Eine Variable heißt gebunden, wenn sie der Parameter einer $\lambda$-Funktion ist.
  31. \end{definition}
  32. \begin{definition}[Freie Variable]\xindex{Variable!freie}%
  33. Eine Variable heißt \textit{frei}, wenn sie nicht gebunden ist.
  34. \end{definition}
  35. \begin{satz}
  36. Der untypisierte $\lambda$-Kalkül ist Turing-Äquivalent.
  37. \end{satz}
  38. \section{Reduktionen}
  39. \begin{definition}[$\alpha$-Äquivalenz]
  40. Zwei Terme $T_1, T_2$ heißen $\alpha$-Äquivalent, wenn $T_1$ durch
  41. konsistente Umbenennung in $T_2$ überführt werden kann.
  42. Man schreibt dann: $T_1 \overset{\alpha}{=} T_2$.
  43. \end{definition}
  44. \begin{beispiel}[$\alpha$-Äquivalenz]
  45. \begin{align*}
  46. \lambda x.x &\overset{\alpha}{=} \lambda y. y\\
  47. \lambda x. x x &\overset{\alpha}{=} \lambda y. y y\\
  48. \lambda x. (\lambda y. z (\lambda x. z y) y) &\overset{\alpha}{=}
  49. \lambda a. (\lambda x. z (\lambda c. z x) x)
  50. \end{align*}
  51. \end{beispiel}
  52. \begin{definition}[$\beta$-Äquivalenz]
  53. TODO
  54. \end{definition}
  55. \begin{beispiel}[$\beta$-Äquivalenz]
  56. TODO
  57. \end{beispiel}
  58. \begin{definition}[$\eta$-Äquivalenz]
  59. Zwei Terme $\lambda x. f~x$ und $f$ heißen $\eta$-Äquivalent, wenn
  60. $x$ nicht freie Variable von $f$ ist.
  61. \end{definition}
  62. \begin{beispiel}[$\eta$-Äquivalenz]
  63. TODO
  64. \end{beispiel}
  65. \section{Auswertungsstrategien}
  66. \begin{definition}[Normalenreihenfolge]\xindex{Normalenreihenfolge}%
  67. In der Normalenreihenfolge-Auswertungsstrategie wird der linkeste äußerste
  68. Redex ausgewertet.
  69. \end{definition}
  70. \begin{definition}[Call-By-Name]\xindex{Call-By-Name}%
  71. In der Call-By-Name Auswertungsreihenfolge wird der linkeste äußerste Redex
  72. reduziert, der nicht von einem $\lambda$ umgeben ist.
  73. \end{definition}
  74. Die Call-By-Name Auswertung wird in Funktionen verwendet.
  75. \begin{definition}[Call-By-Value]\xindex{Call-By-Value}%
  76. In der Call-By-Value Auswertung wird der linkeste Redex reduziert, der
  77. nicht von einem $\lambda$ umgeben ist und dessen Argument ein Wert ist.
  78. \end{definition}
  79. Die Call-By-Value Auswertungsreihenfolge wird in C und Java verwendet.
  80. Auch in Haskell werden arithmetische Ausdrücke in der Call-By-Name Auswertungsreihenfolge
  81. reduziert.
  82. \section{Church-Zahlen}
  83. Im $\lambda$-Kalkül lässt sich jeder mathematische Ausdruck darstellen, also
  84. insbesondere beispielsweise auch $\lambda x. x+3$. Aber \enquote{$3$} und
  85. \enquote{$+$} ist hier noch nicht das $\lambda$-Kalkül.
  86. Zuerst müssen wir uns also Gedanken machen, wie man natürliche Zahlen $n \in \mdn$
  87. darstellt. Dafür dürfen wir nur Variablen und $\lambda$ verwenden. Eine Möglichkeit
  88. das zu machen sind die sog. \textit{Church-Zahlen}.
  89. Dabei ist die Idee, dass die Zahl angibt wie häufig eine Funktion $f$ auf eine
  90. Variable $x$ angewendet wird. Also:
  91. \begin{itemize}
  92. \item $0 := \lambda f~x. x$
  93. \item $1 := \lambda f~x. f x$
  94. \item $2 := \lambda f~x. f (f x)$
  95. \item $3 := \lambda f~x. f (f (f x))$
  96. \end{itemize}
  97. Auch die gewohnten Operationen lassen sich so darstellen.
  98. \begin{beispiel}[Nachfolger-Operation]
  99. \begin{align*}
  100. \succ :&= \lambda n f z. f (n f x)\\
  101. &= \lambda n. (\lambda f (\lambda x f (n f x)))
  102. \end{align*}
  103. Dabei ist $n$ die Zahl.
  104. Will man diese Funktion anwenden, sieht das wie folgt aus:
  105. \begin{align*}
  106. \succ 1 &= (\lambda n f x. f(n f x)) 1\\
  107. &= (\lambda n f x. f(n f x)) \underbrace{(\lambda f~x. f x)}_{n}\\
  108. &= \lambda f x. f (\lambda f~x. f x) f x\\
  109. &= \lambda f x. f (f x)\\
  110. &= 2
  111. \end{align*}
  112. \end{beispiel}
  113. \begin{beispiel}[Addition]
  114. \begin{align*}
  115. \text{+} : &= \lambda m n f x. m f (n f x)
  116. \end{align*}
  117. Dabei ist $m$ der erste Summand und $n$ der zweite Summand.
  118. \end{beispiel}
  119. \begin{beispiel}[Multiplikation]
  120. %\[\text{\cdot} := \lambda m n.m(n f) \]
  121. Dabei ist $m$ der erste Faktor und $n$ der zweite Faktor.
  122. \end{beispiel}
  123. \begin{beispiel}[Potenz]
  124. %\[\text{\cdot} := \text{TODO}\]
  125. Dabei ist $b$ die Basis und $e$ der Exponent.
  126. \end{beispiel}
  127. \section{Weiteres}
  128. \begin{satz}[Satz von Curch-Rosser]
  129. Wenn zwei unterschiedliche Terme $a$ und $b$ äquivalent sind, d.h. mit Reduktionsschritten beliebiger Richtung ineinander transformiert werden können, dann gibt es einen weiteren Term $c$, zu dem sowohl $a$ als auch $b$ reduziert werden können.
  130. \end{satz}