Haskell.tex 9.6 KB

123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960616263646566676869707172737475767778798081828384858687888990919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120121122123124125126127128129130131132133134135136137138139140141142143144145146147148149150151152153154155156157158159160161162163164165166167168169170171172173174175176177178179180181182183184185186187188189190191192193194195196197198199200201202203204205206207208209210211212213214215216217218219220221222223224225226227228229230
  1. %!TEX root = Programmierparadigmen.tex
  2. \chapter{Haskell}
  3. \index{Haskell|(}
  4. Haskell ist eine funktionale Programmiersprache, die von Haskell
  5. Brooks Curry entwickelt und 1990 in Version~1.0 veröffentlicht
  6. wurde.
  7. Wichtige Konzepte sind:
  8. \begin{enumerate}
  9. \item Funktionen höherer Ordnung
  10. \item anonyme Funktionen (sog. Lambda-Funktionen)
  11. \item Pattern Matching
  12. \item Unterversorgung
  13. \item Typinferenz
  14. \end{enumerate}
  15. Haskell kann mit \enquote{Glasgow Haskell Compiler} mittels
  16. \texttt{ghci} interpretiert und mittels
  17. \section{Erste Schritte}
  18. Haskell kann unter \href{http://www.haskell.org/platform/}{\path{www.haskell.org/platform/}}
  19. für alle Plattformen heruntergeladen werden. Unter Debian-Systemen
  20. ist das Paket \texttt{ghc} bzw. \texttt{haskell-platform} relevant.
  21. \subsection{Hello World}
  22. Speichere folgenden Quelltext als \texttt{hello-world.hs}:
  23. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=hello-world.hs]{haskell}{scripts/haskell/hello-world.hs}
  24. Kompiliere ihn mit \texttt{ghc -o hello hello-world.hs}. Es wird eine
  25. ausführbare Datei erzeugt.
  26. Alternativ kann es direkt mit \texttt{runghc hello-world.hs} ausgeführt werden.
  27. \section{Syntax}
  28. \subsection{Klammern und Funktionsdeklaration}
  29. Haskell verzichtet an vielen Stellen auf Klammern. So werden im
  30. Folgenden die Funktionen $f(x) := \frac{\sin x}{x}$ und $g(x) := x \cdot f(x^2)$
  31. definiert:
  32. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/einfaches-beispiel-klammern.hs}
  33. Die Funktionsdeklarationen mit den Typen sind nicht notwendig, da
  34. die Typen aus den benutzten Funktionen abgeleitet werden.
  35. Zu lesen ist die Deklaration wie folgt:
  36. \begin{center}
  37. \texttt{[Funktionsname] :: \texttt{[Typendefinitionen]} => \texttt{Signatur}}
  38. \end{center}
  39. \begin{itemize}
  40. \item[T. Def.] Die Funktion \texttt{f} benutzt als Parameter bzw. Rückgabewert
  41. einen Typen. Diesen Typen nennen wir \texttt{a} und er ist
  42. vom Typ \texttt{Floating}. Auch \texttt{b}, \texttt{wasweisich}
  43. oder etwas ähnliches wäre ok.
  44. \item[Signatur] Die Signatur liest man am einfachsten von hinten:
  45. \begin{itemize}
  46. \item \texttt{f} bildet auf einen Wert vom Typ \texttt{a} ab und
  47. \item \texttt{f} hat genau einen Parameter \texttt{a}
  48. \end{itemize}
  49. \end{itemize}
  50. \todo[inline]{Gibt es Funktionsdeklarationen, die bis auf Wechsel des Namens und der Reihenfolge äquivalent sind?}
  51. \subsection{if / else}
  52. Das folgende Beispiel definiert den Binomialkoeffizienten (vgl. \cref{bsp:binomialkoeffizient})
  53. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/binomialkoeffizient.hs}
  54. Das könnte man auch mit sog. Guards machen:\xindex{Guard}
  55. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/binomialkoeffizient-guard.hs}
  56. \subsection{Rekursion}
  57. Die Fakultätsfunktion wurde wie folgt implementiert:
  58. \[fak(n) := \begin{cases}
  59. 1 &\text{falls } n=0\\
  60. n \cdot fak(n) &\text{sonst}
  61. \end{cases}\]
  62. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/fakultaet.hs}
  63. Diese Implementierung benötigt $\mathcal{O}(n)$ rekursive Aufrufe und
  64. hat einen Speicherverbrauch von $\mathcal{O}(n)$. Durch einen
  65. \textbf{Akkumulator}\xindex{Akkumulator} kann dies verhindert werden:
  66. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/fakultaet-akkumulator.hs}
  67. \subsection{Listen}
  68. \begin{itemize}
  69. \item \texttt{[]} erzeugt die leere Liste,
  70. \item \texttt{[1,2,3]} erzeugt eine Liste mit den Elementen $1, 2, 3$
  71. \item \texttt{:} wird \textbf{cons}\xindex{cons} genannt und ist
  72. der Listenkonstruktor.
  73. \item \texttt{list !! i} gibt das $i$-te Element von \texttt{list} zurück.
  74. \item \texttt{head list} gibt den Kopf von \texttt{list} zurück,
  75. \texttt{tail list} den Rest:
  76. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/list-basic.sh}
  77. \item \texttt{null list} prüft, ob \texttt{list} leer ist.
  78. \item \texttt{length list} gibt die Anzahl der Elemente in \texttt{list} zurück.
  79. \item \texttt{maximum [1,9,1,3]} gibt 9 zurück (analog: \texttt{minimum}).
  80. \item \texttt{last [1,9,1,3]} gibt 3 zurück.
  81. \item \texttt{reverse [1,9,1,3]} gibt \texttt{[3,1,9,1]} zurück.
  82. \item \texttt{elem item list} gibt zurück, ob sich \texttt{item} in \texttt{list} befindet.
  83. \end{itemize}
  84. \subsubsection{Beispiel in der interaktiven Konsole}
  85. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/listenoperationen.sh}
  86. \subsubsection{List-Comprehensions}\xindex{List-Comprehension}
  87. List-Comprehensions sind kurzschreibweisen für Listen, die sich an
  88. der Mengenschreibweise in der Mathematik orientieren. So entspricht
  89. die Menge
  90. \begin{align*}
  91. myList &= \Set{1,2,3,4,5,6}\\
  92. test &= \Set{x \in myList | x > 2}
  93. \end{align*}
  94. in etwa folgendem Haskell-Code:
  95. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/list-comprehensions.sh}
  96. \subsection{Strings}
  97. \begin{itemize}
  98. \item Strings sind Listen von Zeichen:\\
  99. \texttt{tail "ABCDEF"} gibt \texttt{"BCDEF"} zurück.
  100. \end{itemize}
  101. \section{Typen}
  102. \subsection{Standard-Typen}
  103. Haskell kennt einige Basis-Typen:
  104. \begin{itemize}
  105. \item \textbf{Int}: Ganze Zahlen. Der Zahlenbereich kann je nach Implementierung variieren,
  106. aber der Haskell-Standart garantiert, dass das Intervall
  107. $[-2^{29}, 2^{29}-1]$ abgedeckt wird.
  108. \item \textbf{Integer}: beliebig große ganze Zahlen
  109. \item \textbf{Float}: Fließkommazahlen
  110. \item \textbf{Double}: Fließkommazahlen mit doppelter Präzision
  111. \item \textbf{Bool}: Wahrheitswerte
  112. \item \textbf{Char}: Unicode-Zeichen
  113. \end{itemize}
  114. Des weiteren gibt es einige strukturierte Typen:
  115. \begin{itemize}
  116. \item Listen: z.~B. $[1,2,3]$
  117. \item Tupel: z.~B. $(1,'a',2)$
  118. \item Brüche (Fractional, RealFrac)
  119. \item Summen-Typen: Typen mit mehreren möglichen Repräsentationen
  120. \end{itemize}
  121. \subsection{Typinferenz}
  122. In Haskell werden Typen aus den Operationen geschlossfolgert. Dieses
  123. Schlussfolgern der Typen, die nicht explizit angegeben werden müssen,
  124. nennt man \textbf{Typinferent}\xindex{Typinferenz}.
  125. Haskell kennt die Typen aus \cref{fig:haskell-type-hierarchy}.
  126. Ein paar Beispiele zur Typinferenz:
  127. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/typinferenz.sh}
  128. \begin{figure}[htp]
  129. \centering
  130. \resizebox{0.9\linewidth}{!}{\input{figures/haskell-type-classes.tex}}
  131. \caption{Hierarchie der Haskell Standardklassen}
  132. \label{fig:haskell-type-hierarchy}
  133. \end{figure}
  134. \subsection{type}\xindex{type}%
  135. Mit \texttt{type} können Typsynonyme erstellt werden:
  136. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/alt-types.hs}
  137. \subsection{data}\xindex{data}%
  138. Mit dem Schlüsselwort \texttt{data} können algebraische Datentypen\xindex{Datentyp!algebraischer}
  139. erzeugt werden:
  140. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/data-example.hs}
  141. \section{Lazy Evaluation}\xindex{Lazy Evaluation}
  142. Haskell wertet Ausdrücke nur aus, wenn es nötig ist.
  143. \begin{beispiel}[Lazy Evaluation]
  144. Obwohl der folgende Ausdruck einen Teilausdruck hat, der einen Fehler zurückgeben
  145. würde, kann er aufgrund der Lazy Evaluation zu 2 evaluiert werden:
  146. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=lazy-evaluation.hs]{haskell}{scripts/haskell/lazy-evaluation.hs}
  147. \end{beispiel}
  148. Ein spezialfall der Lazy-Evaluation ist die sog. \textit{Kurzschlussauswertung}.\xindex{Kurzschlussauswertung}\xindex{Short-circuit evaluation}
  149. Das bezeichnet die Lazy-Evaluation von booleschen Ausdrücken.
  150. \section{Beispiele}
  151. \subsection{Quicksort}
  152. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=qsort.hs]{haskell}{scripts/haskell/qsort.hs}
  153. \begin{itemize}
  154. \item Die leere Liste ergibt sortiert die leere Liste.
  155. \item Wähle das erste Element \texttt{p} als Pivotelement und
  156. teile die restliche Liste \texttt{ps} in kleinere und
  157. gleiche sowie in größere Elemente mit \texttt{filter} auf.
  158. Konkateniere diese beiden Listen mit \texttt{++}.
  159. \end{itemize}
  160. Durch das Ausnutzen von Unterversorgung\xindex{Unterversorgung} lässt
  161. sich das ganze sogar noch kürzer schreiben:
  162. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=qsort.hs]{haskell}{scripts/haskell/qsort-unterversorg.hs}
  163. \subsection{Fibonacci}\xindex{Fibonacci}
  164. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci.hs}
  165. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-akk.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-akk.hs}
  166. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-zip.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-zip.hs}
  167. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-pattern-matching.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-pattern-matching.hs}
  168. \subsection{Quicksort}
  169. \subsection{Funktionen höherer Ordnung}\xindex{Folds}\xindex{foldl}\xindex{foldr}\label{bsp:foldl-und-foldr}
  170. \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=folds.hs]{haskell}{scripts/haskell/folds.hs}
  171. \subsection{Standard Prelude}
  172. Hier sind die Definitionen eininger wichtiger Funktionen:
  173. \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/standard-definitions.hs}
  174. \section{Weitere Informationen}
  175. \begin{itemize}
  176. \item \href{http://hackage.haskell.org/package/base-4.6.0.1}{\path{hackage.haskell.org/package/base-4.6.0.1}}: Referenz
  177. \item \href{http://www.haskell.org/hoogle/}{\path{haskell.org/hoogle}}: Suchmaschine für das Haskell-Manual
  178. \item \href{http://wiki.ubuntuusers.de/Haskell}{\path{wiki.ubuntuusers.de/Haskell}}: Hinweise zur Installation von Haskell unter Ubuntu
  179. \end{itemize}
  180. \index{Haskell|)}