123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960616263646566676869707172737475767778798081828384858687888990919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120121122123124125126127128129130131132133134135136137138139140141142143144145146147148149150151152153154155156157158159160161162163164165166167168169170171172173174175176177178179180181182183184185186187188189190191192193194195196197198199200201202203204205206207208209210211212213214215216217218219220221222223224225226227228229230231232233234235236237238239240241242243244245246247248249250251252253254255256257258259260261262263264265266267268269270271272273274275276277278279280281282283284285286287288289290291292293294295296297298299300301302303304305306307308309310311312313314 |
- %!TEX root = Programmierparadigmen.tex
- \chapter{Haskell}
- \index{Haskell|(}
- Haskell ist eine funktionale Programmiersprache, die 1990 in Version~1.0 veröffentlicht
- wurde. Namensgeber ist Haskell Brooks Curry, der die mathematischen Grundlagen der funktionalen Programmierung entwickelte.
- Wichtige Konzepte sind:
- \begin{enumerate}
- \item Funktionen höherer Ordnung
- \item anonyme Funktionen (sog. Lambda-Funktionen)
- \item Pattern Matching
- \item Unterversorgung
- \item Typinferenz
- \end{enumerate}
- Haskell kann mit \enquote{Glasgow Haskell Compiler} mittels
- \texttt{ghci} interpretiert und mittels
- \section{Erste Schritte}
- Haskell kann unter \href{http://www.haskell.org/platform/}{\path{www.haskell.org/platform/}}
- für alle Plattformen heruntergeladen werden. Unter Debian-Systemen
- ist das Paket \texttt{ghc} bzw. \texttt{haskell-platform} relevant.
- \subsection{Hello World}
- Speichere folgenden Quelltext als \texttt{hello-world.hs}:
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=hello-world.hs]{haskell}{scripts/haskell/hello-world.hs}
- Kompiliere ihn mit \texttt{ghc -o hello hello-world.hs}. Es wird eine
- ausführbare Datei erzeugt.
- Alternativ kann es direkt mit \texttt{runghc hello-world.hs} ausgeführt werden.
- \section{Syntax}
- \subsection{Klammern und Funktionsdeklaration}
- Haskell verzichtet an vielen Stellen auf Klammern. So werden im
- Folgenden die Funktionen $f(x) := \frac{\sin x}{x}$ und $g(x) := x \cdot f(x^2)$
- definiert:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/einfaches-beispiel-klammern.hs}
- Die Funktionsdeklarationen mit den Typen sind nicht notwendig, da
- die Typen aus den benutzten Funktionen abgeleitet werden.
- Zu lesen ist die Deklaration wie folgt:
- \begin{center}
- \texttt{[Funktionsname] :: \texttt{[Typendefinitionen]} => \texttt{Signatur}}
- \end{center}
- \begin{itemize}
- \item[T. Def.] Die Funktion \texttt{f} benutzt als Parameter bzw. Rückgabewert
- einen Typen. Diesen Typen nennen wir \texttt{a} und er ist
- vom Typ \texttt{Floating}. Auch \texttt{b}, \texttt{wasweisich}
- oder etwas ähnliches wäre ok.
- \item[Signatur] Die Signatur liest man am einfachsten von hinten:
- \begin{itemize}
- \item \texttt{f} bildet auf einen Wert vom Typ \texttt{a} ab und
- \item \texttt{f} hat genau einen Parameter \texttt{a}
- \end{itemize}
- \end{itemize}
- \todo[inline]{Gibt es Funktionsdeklarationen, die bis auf Wechsel des Namens und der Reihenfolge äquivalent sind?}
- \subsection{if / else}
- Das folgende Beispiel definiert den Binomialkoeffizienten (vgl. \cref{bsp:binomialkoeffizient}):
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/binomialkoeffizient.hs}
- Das könnte man auch mit sog. Guards machen:\xindex{Guard}
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/binomialkoeffizient-guard.hs}
- \subsection{Rekursion}
- Die Fakultätsfunktion wurde wie folgt implementiert:
- \[fak(n) := \begin{cases}
- 1 &\text{falls } n=0\\
- n \cdot fak(n) &\text{sonst}
- \end{cases}\]
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/fakultaet.hs}
- Diese Implementierung benötigt $\mathcal{O}(n)$ rekursive Aufrufe und
- hat einen Speicherverbrauch von $\mathcal{O}(n)$. Durch einen
- \textbf{Akkumulator}\xindex{Akkumulator} kann dies verhindert werden:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/fakultaet-akkumulator.hs}
- \subsection{Listen}
- \begin{itemize}
- \item \texttt{[]} erzeugt die leere Liste,
- \item \texttt{[1,2,3]} erzeugt eine Liste mit den Elementen $1, 2, 3$
- \item \texttt{:}\xindex{: (Haskell)} wird \textbf{cons}\xindex{cons} genannt und ist
- der Listenkonstruktor.
- \item \texttt{list !! i}\xindex{"!"! (Haskell)} gibt das $i$-te Element von \texttt{list} zurück.
- \item \texttt{head list} gibt den Kopf von \texttt{list} zurück,
- \texttt{tail list} den Rest:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/list-basic.sh}
- \item \texttt{last [1,9,1,3]} gibt 3 zurück.
- \item \texttt{length list} gibt die Anzahl der Elemente in \texttt{list} zurück.
- \item \texttt{maximum [1,9,1,3]} gibt 9 zurück (analog: \texttt{minimum}).
- \item \texttt{null list} prüft, ob \texttt{list} leer ist.
- \item \texttt{take 3 [1,2,3,4,5]} gibt \texttt{[1,2,3]} zurück.
- \item \texttt{drop 3 [1,2,3,4,5]} gibt \texttt{[4,5]} zurück.
- \item \texttt{reverse [1,9,1,3]} gibt \texttt{[3,1,9,1]} zurück.
- \item \texttt{elem item list} gibt zurück, ob sich \texttt{item} in \texttt{list} befindet.
- \end{itemize}
- \subsubsection{Beispiel in der interaktiven Konsole}
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/listenoperationen.sh}
- \subsubsection{List-Comprehensions}\xindex{List-Comprehension}%
- List-Comprehensions sind kurzschreibweisen für Listen, die sich an
- der Mengenschreibweise in der Mathematik orientieren. So entspricht
- die Menge
- \begin{align*}
- myList &= \Set{1,2,3,4,5,6}\\
- test &= \Set{x \in myList | x > 2}
- \end{align*}
- in etwa folgendem Haskell-Code:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/list-comprehensions.sh}
- \begin{beispiel}[List-Comprehension]
- Das folgende Beispiel zeigt, wie man mit List-Comprehensions die unendliche
- Liste aller pythagoreischen Tripels erstellen kann:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/pythagorean-triples.hs}
- \end{beispiel}
- \subsection{Strings}
- \begin{itemize}
- \item Strings sind Listen von Zeichen:\\
- \texttt{tail "ABCDEF"} gibt \texttt{"BCDEF"} zurück.
- \end{itemize}
- \subsection{Let und where}\xindex{let}\xindex{where}%
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/let-where-bindung.hs}
- \subsection{Funktionskomposition}\xindex{. (Haskell)}\xindex{Funktionskomposition}%
- In Haskell funktioniert Funktionskomposition mit einem Punkt:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/function-composition.hs}
- Dabei ergibt \texttt{h (-3)} in der mathematischen Notation
- \[(g \circ f) (-3) = f(g(-3)) = f(-4) = 16\]
- und \texttt{i (-3)} ergibt
- \[(f \circ g) (-3) = g(f(-3)) = g(9) = 8\]
- Es ist also anzumerken, dass die Reihenfolge \underline{nicht} der mathematischen
- Konvention entspricht.
- \subsection{\$ (Dollar-Zeichen) und ++}\xindex{\$ (Haskell)}\xindex{++ (Haskell)@\texttt{++} (Haskell)}%
- Das Dollar-Zeichen \$ dient in Haskell dazu Klammern zu vermeiden. So sind die
- folgenden Zeilen äquivalent:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/dollar-example.hs}
- Das doppelte Plus (\texttt{++}) wird verwendet um Listen mit einander zu verbinden.
- \subsection{Logische Operatoren}
- \begin{table}[H]
- \centering
- \begin{tabular}{CCCC}
- UND & ODER & Wahr & Falsch \\ \hline\hline
- \&\& & || & True & False \\[4ex]
- GLEICH & UNGLEICH & NICHT & ~ \\ \hline\hline
- == & /= & not & ~ \\
- \end{tabular}
- \caption{Logische Operatoren in Haskell}\xindex{Logische Operatoren!Haskell}
- \end{table}
- \section{Typen}
- \subsection{Standard-Typen}
- Haskell kennt einige Basis-Typen:
- \begin{itemize}
- \item \textbf{Int}: Ganze Zahlen. Der Zahlenbereich kann je nach Implementierung variieren,
- aber der Haskell-Standart garantiert, dass das Intervall
- $[-2^{29}, 2^{29}-1]$ abgedeckt wird.
- \item \textbf{Integer}: beliebig große ganze Zahlen
- \item \textbf{Float}: Fließkommazahlen
- \item \textbf{Double}: Fließkommazahlen mit doppelter Präzision
- \item \textbf{Bool}: Wahrheitswerte
- \item \textbf{Char}: Unicode-Zeichen
- \end{itemize}
- Des weiteren gibt es einige strukturierte Typen:
- \begin{itemize}
- \item Listen: z.~B. \texttt{[1,2,3]}
- \item Tupel: z.~B. \texttt{(1,'a',2)}
- \item Brüche (Fractional, RealFrac)
- \item Summen-Typen: Typen mit mehreren möglichen Repräsentationen
- \end{itemize}
- \subsection{Typinferenz}
- In Haskell werden Typen aus den Operationen geschlossfolgert. Dieses
- Schlussfolgern der Typen, die nicht explizit angegeben werden müssen,
- nennt man \textbf{Typinferent}\xindex{Typinferenz}.
- Haskell kennt die Typen aus \cref{fig:haskell-type-hierarchy}.
- Ein paar Beispiele zur Typinferenz:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/typinferenz.sh}
- \begin{figure}[htp]
- \centering
- \resizebox{0.9\linewidth}{!}{\input{figures/haskell-type-classes.tex}}
- \caption{Hierarchie der Haskell Standardklassen}
- \label{fig:haskell-type-hierarchy}
- \end{figure}
- \subsection{type}\xindex{type}%
- Mit \texttt{type} können Typsynonyme erstellt werden:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/alt-types.hs}
- \subsection{data}\xindex{data}%
- Mit dem Schlüsselwort \texttt{data} können algebraische Datentypen\xindex{Datentyp!algebraischer}
- erzeugt werden:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/data-example.hs}
- \section{Lazy Evaluation}\xindex{Lazy Evaluation}%
- Haskell wertet Ausdrücke nur aus, wenn es nötig ist.
- \begin{beispiel}[Lazy Evaluation]
- Obwohl der folgende Ausdruck einen Teilausdruck hat, der einen Fehler zurückgeben
- würde, kann er aufgrund der Lazy Evaluation zu 2 evaluiert werden:
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=lazy-evaluation.hs]{haskell}{scripts/haskell/lazy-evaluation.hs}
- \end{beispiel}
- \section{Beispiele}
- \subsection{Quicksort}\xindex{filter (Haskell)@\texttt{filter} (Haskell)}%
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=qsort.hs]{haskell}{scripts/haskell/qsort.hs}
- \begin{itemize}
- \item Die leere Liste ergibt sortiert die leere Liste.
- \item Wähle das erste Element \texttt{p} als Pivotelement und
- teile die restliche Liste \texttt{ps} in kleinere und
- gleiche sowie in größere Elemente mit \texttt{filter} auf.
- Konkateniere diese beiden Listen mit \texttt{++}.
- \end{itemize}
- Durch das Ausnutzen von Unterversorgung\xindex{Unterversorgung} lässt
- sich das ganze sogar noch kürzer schreiben:
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=qsort.hs]{haskell}{scripts/haskell/qsort-unterversorg.hs}
- \subsection{Fibonacci}\xindex{Fibonacci}
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci.hs}
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-akk.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-akk.hs}
- \xindex{zipWith}
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-zip.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-zip.hs}
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-pattern-matching.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-pattern-matching.hs}
- Die unendliche Liste alle Fibonacci-Zahlen, also der Fibonacci-\textit{Stream}\xindex{Stream}
- wird wie folgt erzeugt:
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=fibonacci-stream.hs]{haskell}{scripts/haskell/fibonacci-stream.hs}
- \subsection{Polynome}\xindex{Polynome}\xindex{zipWith}\xindex{foldr}\xindex{tail}%
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=polynome.hs]{haskell}{scripts/haskell/polynome.hs}
- \subsection{Hirsch-Index}\xindex{Hirsch-Index}\xindex{Ord}\xindex{Num}%
- \textbf{Parameter}: Eine Liste $L$ von Zahlen aus $\mdn$\\
- \textbf{Rückgabe}: $\max \Set{n \in \mdn | n \leq \|\Set{i \in L | i \geq n}\|}$
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=hirsch-index.hs]{haskell}{scripts/haskell/hirsch-index.hs}
- \subsection{Lauflängencodierung}\xindex{Lauflängencodierung}\xindex{splitWhen}\xindex{group}\xindex{concat}%
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=lauflaengencodierung.hs]{haskell}{scripts/haskell/lauflaengencodierung.hs}
- \subsection{Intersections}\xindex{Intersections}\xindex{List-Comprehension}%
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=intersect.hs]{haskell}{scripts/haskell/intersect.hs}
- \subsection{Funktionen höherer Ordnung}\xindex{Folds}\xindex{foldl}\xindex{foldr}\label{bsp:foldl-und-foldr}
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=folds.hs]{haskell}{scripts/haskell/folds.hs}
- \subsection{Chruch-Zahlen}
- \inputminted[linenos, numbersep=5pt, tabsize=4, frame=lines, label=church.hs]{haskell}{scripts/haskell/church.hs}
- \subsection{Trees}\xindex{tree}\xindex{map!tree}%
- Einen Binärbaum kann man in Haskell so definieren:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/binary-tree.hs}
- Einen allgemeinen Baum so:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/general-tree.hs}
- Hier ist \texttt{t} der polymorphe Typ des Baumes. \texttt{t} gibt also an welche
- Elemente der Baum enthält.
- Man kann auf einem solchen Baum auch eine Variante von \texttt{map} und
- \texttt{reduce} definieren,
- also eine Funktion \texttt{mapT}, die eine weitere Funktion \texttt{f} auf jeden
- Knoten anwendet:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/mapt.hs}
- \subsection{Standard Prelude}
- Hier sind die Definitionen eininger wichtiger Funktionen:
- \xindex{zipWith}\xindex{zip}
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{haskell}{scripts/haskell/standard-definitions.hs}
- \section{Weitere Informationen}
- \begin{itemize}
- \item \href{http://hackage.haskell.org/package/base-4.6.0.1}{\path{hackage.haskell.org/package/base-4.6.0.1}}: Referenz
- \item \href{http://www.haskell.org/hoogle/}{\path{haskell.org/hoogle}}: Suchmaschine für das Haskell-Manual
- \item \href{http://wiki.ubuntuusers.de/Haskell}{\path{wiki.ubuntuusers.de/Haskell}}: Hinweise zur Installation von Haskell unter Ubuntu
- \end{itemize}
- \index{Haskell|)}
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