123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960616263646566676869707172737475767778798081828384858687888990919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120121122123124125126127128129130131132133134135136137138139140141142143144145146147148149150151152153154155156157158159160161162163164165166167168169170171172173174175176177178179180181182183184185186187188189190191192193194195196197198199200201202203204205206207208209210211212213214215216217218219220221222223224225226227228229230231232233234235236237238239240241242243244245246247248249250251252253254255256257258259260261262263264265266267268269270271272273274275276277278279280281282283284285286287288289290291292293294295296297298299300301302303304 |
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- \chapter{Typinferenz}
- \begin{definition}[Datentyp]\index{Typ|see{Datentyp}}\xindex{Datentyp}%
- Ein \textit{Datentyp} oder kurz \textit{Typ} ist eine Menge von Werten, mit
- denen eine Bedeutung verbunden ist.
- \end{definition}
- \begin{beispiel}[Datentypen]
- \begin{itemize}
- \item $\text{\texttt{bool}} = \Set{\text{True}, \text{False}}$
- \item $\text{\texttt{char}} = \text{vgl. \cpageref{sec:ascii-tabelle}}$
- \item $\text{\texttt{int}}_{\text{Haskell}} = [-2^{29}, 2^{29}-1] \cap \mathbb{N}$
- \item $\text{\texttt{int}}_{\text{C90}} = [-2^{15}-1, 2^{15}-1] \cap \mathbb{N}$\footnote{siehe ISO/IEC 9899:TC2, Kapitel 7.10: Sizes of integer types <limits.h>}
- \item \texttt{float} = siehe IEEE 754
- \item Funktionstypen, z.~B. $\text{\texttt{int}} \rightarrow \text{\texttt{int}}$ oder
- $\text{\texttt{char}} \rightarrow \text{\texttt{int}}$
- \end{itemize}
- \end{beispiel}
- \underline{Hinweis:} Typen sind unabhängig von ihrer Repräsentation. So kann ein
- \texttt{bool} durch ein einzelnes Bit repräsentiert werden oder eine Bitfolge
- zugrunde liegen.
- Auf Typen sind Operationen definiert. So kann man auf numerischen Typen eine
- Addition (+), eine Subtraktion (-), eine Multiplikation (*) und eine Division (/)
- definieren.\\
- Ich schreibe hier bewusst \enquote{eine} Multiplikation und nicht \enquote{die}
- Multiplikation, da es verschiedene Möglichkeiten gibt auf Gleitpunktzahlen
- Multiplikationen zu definieren. So kann man beispielsweise die Assoziativität
- unterschiedlich wählen.
- \begin{beispiel}[Multiplikation ist nicht assoziativ]
- In Python 3 ist die Multiplikation linksassoziativ. Also:
- \inputminted[numbersep=5pt, tabsize=4]{python}{scripts/python/multiplikation.py}
- \end{beispiel}
- \begin{definition}[Typvariable]\xindex{Typvariable}%
- Eine Typvariable repräsentiert einen Typen.
- \end{definition}
- \underline{Hinweis:} Üblicherweise werden kleine griechische Buchstaben ($\alpha, \beta, \tau_1, \tau_2, \dots$) als Typvariablen gewählt.
- Genau wie Typen bestimmte Operationen haben, die auf ihnen definiert sind,
- kann man sagen, dass Operationen bestimmte Typen, auf die diese Anwendbar sind. So ist
- \[\alpha+\beta\]
- für numerische $\alpha$ und $\beta$ wohldefiniert, auch wenn $\alpha$ und $\beta$ boolesch sind
- oder beides Strings sind könnte das Sinn machen. Es macht jedoch z.~B. keinen Sinn,
- wenn $\alpha$ ein String ist und $\beta$ boolesch.
- Die Menge aller Operationen, die auf die Variablen angewendet werden, nennt man
- \textbf{Typkontext}\xindex{Typkontext}. Dieser wird üblicherweise mit $\Gamma$
- bezeichnet. Der Typkontext weist freien Variablen $x$ ihren Typ $\Gamma(x)$ zu.
- Das Ableiten einer Typisierung für einen Ausdruck nennt man \textbf{Typinferenz}\xindex{Typinferenz}.
- Man schreibt: $\vdash(\lambda x.2): \alpha \rightarrow \text{int}$.
- Bei solchen Ableitungen sind häufig viele Typen möglich. So kann der Ausdruck
- \[\lambda x.\ 2\]
- folgenderweise typisiert werden:
- \begin{itemize}
- \item $\vdash(\lambda x.\ 2): \text{bool} \rightarrow \text{int}$
- \item $\vdash(\lambda x.\ 2): \text{int} \rightarrow \text{int}$
- \item $\vdash(\lambda x.\ 2): \text{Char} \rightarrow \text{int}$
- \item $\vdash(\lambda x.\ 2): \alpha \rightarrow \text{int}$
- \end{itemize}
- In der letzten Typisierung stellt $\alpha$ einen beliebigen Typen dar.
- Wichtig ist, dass man sich von unten nach oben vorarbeitet.
- \begin{beispiel}[Typinferenz\footnotemark]
- Typisieren Sie den Term
- \[\lambda a.\ a\ \text{true}\]
- unter Verwendung der Regeln \verb+Var+, \verb+Abs+ und \verb+App+.
- \[\ABS: \frac{\APP \frac{\VAR \frac{(a:\alpha_2)(a) = \alpha_4}{a: \alpha_2 \vdash a: \alpha_4} \;\;\;\;\;\; a: \alpha_2 \vdash \text{true}: \text{bool}}{a: \alpha_2 \vdash a\ \text{true}: \alpha_3}}{\vdash \lambda a.\ a\ \text{true}: \alpha_1}\]
- \end{beispiel}
- \footnotetext{Dieses Beispiel stammt aus der Klausur vom WS2013/2014}
- \section{Typsystem}
- \begin{definition}[Typsystem $\Gamma \vdash t: T$\footnotemark]\label{def:typsystem-t1}\xindex{Typregel}\xindex{Typsystem}\xindex{APP@$\APP$}\xindex{ABS@$\ABS$}\xindex{VAR@$\VAR$}\xindex{CONST@$\CONST$}%
- Ein Typsystem besteht aus einem Typkontext $\Gamma$ und folgenden Regeln:
- \begin{align*}
- \CONST:&\frac{c \in \text{Const}}{\Gamma \vdash c: \tau_c}\\
- &\\
- \VAR: &\frac{\Gamma(x) = \tau}{\Gamma \vdash x: \tau}\\
- &\\
- \ABS: &\frac{\Gamma, x: \tau_1 \vdash t: \tau_2}{\Gamma \vdash \lambda x. t: \tau_1 \rightarrow \tau_2}\\
- &\\
- \APP: &\frac{\Gamma \vdash t_1: \tau_2 \rightarrow \tau\;\;\; \Gamma \vdash t_2: \tau_2}{\Gamma \vdash t_1 t_2: \tau} \\
- \end{align*}
- wobei $t_1, t_2$ immer $\lambda$-Terme bezeichnet.
- \end{definition}
- \footnotetext{WS 2013 / 2014, Folie 192}
- Dabei ist der lange Strich kein Bruchstrich, sondern ein Symbol der Logik das als
- \textbf{Schlussstrich}\xindex{Schlussstrich} bezeichnet wird. Dabei ist der
- Zähler als Voraussetzung und der Nenner als Schlussfolgerung zu verstehen.
- \begin{definition}[Typsubstituition]\xindex{Typsubstituition}%
- Eine \textit{Typsubstituition} ist eine endliche Abbildung von Typvariablen auf
- Typen.
- \end{definition}
- Für eine Menge von Typsubsitutionen wird überlicherweise $\sigma$ als Symbol
- verwendet. Man schreibt also beispielsweise:
- \[\sigma = [\alpha_1 \text{\pointer} \text{\texttt{bool}}, \alpha_2 \text{\pointer} \alpha_1 \rightarrow \alpha_1]\]
- \begin{definition}[Lösung eines Typkontextes]
- Sei $t$ eine beliebige freie Variable, $\tau = \tau(t)$ ein beliebiger Typ
- $\sigma$ eine Menge von Typsubstitutionen und $\Gamma$ ein Typkontext.
- $(\sigma, \tau)$ heißt eine Lösung für $(\Gamma, t)$, falls gilt:
- \[\sigma \Gamma \vdash t : \tau\]
- \end{definition}
- \begin{beispiel}[Typisierungsregel]\xindex{Typisierungsregel}%
- Das Folgende nennt man eine Typisierungsregel:\footnote{Klausur WS 2010 / 2011}
- \[\frac{\Gamma \vdash b: \text{\texttt{bool}}\;\;\; \Gamma \vdash x: \tau \;\;\; \Gamma \vdash y: \tau }{\Gamma \vdash \text{\textbf{if} b \textbf{then} x \textbf{else} y} : \tau}\]
- \end{beispiel}
- \section{Constraint-Mengen}
- Die Konstraint-Mengen ergeben sich direkt aus den Typisierungsregeln:
- \begin{align*}
- \CONST:&\text{z.~B.} \CONST \frac{2 \in \text{Const}}{\Gamma \vdash 2 : \alpha_5} \text{ ergibt } \alpha_5 = \text{\texttt{int}}\\
- &\\
- \VAR: &\\
- &\\
- \ABS: &\frac{\alpha_2 \vdash \alpha_3}{\alpha_1} \text{ ergibt } \alpha_1 = \alpha_2 \rightarrow \alpha_3\\
- &\\
- \APP: &\frac{\vdash \alpha_2 \;\;\; \vdash \alpha_3}{\alpha_1} \text{ ergibt } \alpha_2 = \alpha_3 \rightarrow \alpha_1\\
- \end{align*}
- \section{Let-Polymorphismus}\xindex{let-Polymorphismus}\footnote{WS 2013 / 2014, Folie 205ff}%
- Das Programm $P = \text{let } f = \lambda x.\ 2 \text{ in } f\ (f\ \text{\texttt{true}})$
- ist eine polymorphe Hilfsfunktion, da sie beliebige Werte auf 2 Abbildet.
- Auch solche Ausdrücke sollen typisierbar sein.
- Die Kodierung
- \[\text{let } x = t_1 \text{ in } t_2\]
- ist bedeutungsgleich mit
- \[(\lambda x.\ t_2) t_1\]
- Das Problem ist, dass
- \[P = \lambda f. \ f (f\ \text{\texttt{true}})\ (\lambda x.\ 2)\]
- so nicht typisierbar ist, da in
- \[\ABS \frac{f: \tau_f \vdash f\ (f\ \text{\texttt{true}}): \dots}{\vdash \lambda f.\ f\ (f\ \text{\texttt{true}}): \dots}\]
- müsste
- \[\tau_f = \text{bool} \rightarrow \text{int}\]
- und zugleich
- \[\tau_f = \text{int} \rightarrow \text{int}\]
- in den Typkontext eingetragen werden. Dies ist jedoch nicht möglich. Stattdessen
- wird
- \[\text{let} x = t_1 \text{ in } t_2\]
- als neues Konstrukt im $\lambda$-Kalkül erlaubt.
- Der Term
- \[\text{let } x = t_1 \text{ in } t_2\]
- ist bedeutungsgleich zu
- \[\lambda x.\ (t_2)\ t_1\]
- \begin{definition}[Typschema]\xindex{Typschema}%
- Ein Typ der Gestalt $\forall \alpha_1.\ \forall \alpha_2.\ \dots\ \forall \alpha_n. \tau$
- heißt \textbf{Typschema}. Es bindet freie Variablen $\alpha_1, \dots, \alpha_n$
- in $\tau$.
- \end{definition}
- \begin{beispiel}[Typschema]
- Das Typschema $\forall \alpha.\ \alpha \rightarrow \alpha$ steht für unendlich
- viele Typen und insbesondere für folgende:
- \begin{bspenum}
- \item int $\rightarrow$ int, bool $\rightarrow$ bool, \dots
- \item (int $\rightarrow$ int) $\rightarrow$ (int $\rightarrow$ int), \dots
- \item \dots
- \end{bspenum}
- \end{beispiel}
- \begin{definition}[Typschemainstanziierung]\xindex{Typschemainstanziierung}%
- Sei $\tau_2$ ein Nicht-Schema-Typ. Dann heißt der Typ
- \[\tau[\alpha \mapsto \tau_2]\]
- eine \textbf{Instanziierung} vom Typschema $\forall \alpha.\ \tau$
- und man schreibt:
- \[(\forall \alpha.\ \tau) \succeq \tau [\alpha \mapsto \tau_2]\]
- \end{definition}
- \begin{beispiel}[Typschemainstanziierung]
- Folgendes sind Beispiele für Typschemainstanziierungen:
- \begin{bspenum}
- \item $\forall \alpha.\ \alpha \rightarrow \alpha \succeq \text{int} \rightarrow \text{int}$
- \item $\forall \alpha.\ \alpha \rightarrow \alpha \succeq (\text{int} \rightarrow \text{int}) \rightarrow (\text{int} \rightarrow \text{int})$
- \item $\text{int} \succeq \text{int}$
- \end{bspenum}
- Folgendes sind keine Typschemainstanziierungen:
- \begin{bspenum}
- \item $\alpha \rightarrow \alpha \nsucceq \text{int} \rightarrow \text{int}$
- \item $\alpha \nsucceq \text{bool}$
- \item $\forall \alpha.\ \alpha \rightarrow \alpha \nsucceq \text{bool}$
- \end{bspenum}
- \end{beispiel}
- Zu Typschemata gibt es angepasste Regeln:\xindex{Typregel!mit Typabstraktionen}%
- \[\VAR \frac{\Gamma(x)= \tau' \;\;\; \tau' \succeq \tau}{\gamma \vdash x: \tau}\]
- und
- \[\ABS \frac{\Gamma, x: \tau_1 \vdash t: \tau_2 \;\;\; \tau_1 \text{ kein Typschema}}{\Gamma \vdash \lambda x. t: \tau_1 \rightarrow \tau_2}\]
- \todo[inline]{Folie 208ff}
- \section{Beispiele}
- Im Folgenden wird die Typinferenz für einige $\lambda$-Funktionen durchgeführt.
- \subsection[$\lambda x.\ \lambda y.\ x\ y$]{$\lambda x.\ \lambda y.\ x\ y$\footnote{Lösung von Übungsblatt 6, WS 2013 / 2014}}
- Gesucht ist ein Typ $\tau$, sodass sich $\vdash \lambda x.\ \lambda y.\ x\ y: \tau$
- mit einem Ableitungsbaum nachweisen lässt. Es gibt mehrere solche $\tau$, aber
- wir suchen das allgemeinste. Die Regeln unseres Typsystems (siehe \cpageref{def:typsystem-t1})
- sind \textit{syntaxgerichtet}, d.~h. zu jedem $\lambda$-(Teil)-Term gibt es genau
- eine passende Regel.
- Für $\lambda x.\ \lambda y.\ x\ y$ wissen wir also schon, dass jeder Ableitungsbaum\xindex{Ableitungsbaum}
- von folgender Gestalt ist. Dabei sind $\alpha_i$ Platzhalter:
- \[\ABS \frac{\ABS\frac{\textstyle\APP \frac{\textstyle\VAR \frac{(x: \alpha_2, y: \alpha_4)\ (x) = \alpha_6}{x: \alpha_2, y: \alpha_4 \vdash x: \alpha_6}\ \ \VAR \frac{(x:\alpha_2, y: \alpha_4)\ (y) = \alpha_7}{x: \alpha_2, y: \alpha_4 \vdash y : \alpha_7}}{\textstyle x: \alpha_2, y: \alpha_4 \vdash x\ y: \alpha_5}}{x:\alpha_2 \vdash \lambda y.\ x\ y\ :\ \alpha_3}}{\vdash \lambda x.\ \lambda \ y.\ x\ y: \alpha_1}\]
- Das was wir haben wollen steht am Ende, also unter dem unterstem Schlussstrich.
- Dann bedeutet die letzte Zeile
- \[\vdash \lambda x.\ \lambda \ y.\ x\ y: \alpha_1\]
- Ohne (weitere) Voraussetzungen lässt sich sagen, dass der Term
- \[\lambda x.\ \lambda \ y.\ x\ y\]
- vom Typ $\alpha_1$ ist.
- Links der Schlussstriche steht jeweils die Regel, die wir anwenden. Also entweder
- $\ABS$, $\VAR$, $\CONST$ oder $\APP$.
- Nun gehen wir eine Zeile höher:
- \[x:\alpha_2 \vdash \lambda y.\ x\ y\ :\ \alpha_3\]
- Diese Zeile ist so zu lesen: Mit der Voraussetzung, dass $x$ vom Typ $\alpha_2$
- ist, lässt sich syntaktisch Folgern, dass der Term $\lambda y.\ x\ y$ vom
- Typ $\alpha_3$ ist.
- \underline{Hinweis:} Alles was in Zeile $i$ dem $\vdash$ steht, steht auch in
- jedem \enquote{Nenner} in Zeile $j < i$ vor jedem einzelnen $\vdash$.
- Folgende Typgleichungen $C$ lassen sich aus dem Ableitungsbaum ablesen:
- \begin{align*}
- C &= \Set{\alpha_1 = \alpha_2 \rightarrow \alpha_3}\\
- &\cup \Set{\alpha_3 = \alpha_4 \rightarrow \alpha_5}\\
- &\cup \Set{\alpha_6 = \alpha_7 \rightarrow \alpha_5}\\
- &\cup \Set{\alpha_6 = \alpha_2}\\
- &\cup \Set{\alpha_7 = \alpha_4}
- \end{align*}
- Diese Bedingungen (engl. \textit{Constraints})\xindex{Constraints} haben eine
- allgemeinste Lösung mit einem allgemeinsten Unifikator $\sigma_C$:
- \begin{align*}
- \sigma_C = [&\alpha_1 \Parr (\alpha_4 \rightarrow \alpha_5) \rightarrow \alpha_4 \rightarrow \alpha_5,\\
- &\alpha_2 \Parr \alpha_4 \rightarrow \alpha_5,\\
- &\alpha_3 \Parr \alpha_4 \rightarrow \alpha_5,\\
- &\alpha_6 \Parr \alpha_4 \rightarrow \alpha_5,\\
- &\alpha_7 \Parr \alpha_4]
- \end{align*}
- \underline{Hinweis:} Es gilt $(\alpha_4 \rightarrow \alpha_5) \rightarrow \alpha_4 \rightarrow \alpha_5 = (\alpha_4 \rightarrow \alpha_5) \rightarrow (\alpha_4 \rightarrow \alpha_5)$
- Also gilt: Der allgemeinste Typ von $\lambda x.\ \lambda y.\ x\ y$ ist $\sigma_C (\alpha_1) = (\alpha_4 \rightarrow \alpha_5) \rightarrow \alpha_4 \rightarrow \alpha_5$.
- \subsection[Selbstapplikation]{Selbstapplikation\footnote{Lösung von Übungsblatt 6, WS 2013 / 2014}}\xindex{Selbstapplikation}
- Im Folgenden wird eine Typinferenz für die Selbstapplikation, also
- \[\lambda x.\ x\ x\]
- durchgeführt.
- Zuerst erstellt man den Ableitungsbaum:
- \[\ABS\frac{\APP \frac{\VAR \frac{(x:\alpha_2)\ (x) = \alpha_5}{x:\alpha_2 \vdash x: \alpha_5} \;\;\; \VAR \frac{(x:\alpha_2)\ (x) = \alpha_4}{x:\alpha_2 \vdash x:\alpha_4}}{x: \alpha_2 \vdash x\ x\ :\ \alpha_3}}{\vdash \lambda x.\ x\ x: \alpha_1}\]
- Dies ergibt die Constraint-Menge
- \begin{align}
- C&= \Set{\alpha_1 = \alpha_2 \rightarrow \alpha_3} &\text{$\ABS$-Regel}\label{eq:bsp2.c1}\\
- &\cup \Set{\alpha_5 = \alpha_4 \rightarrow \alpha_3} &\text{$\APP$-Regel}\label{eq:bsp2.c2}\\
- &\cup \Set{\alpha_5 = \alpha_2} &\text{Linke $\VAR$-Regel}\label{eq:bsp2.c3}\\
- &\cup \Set{\alpha_4 = \alpha_2} &\text{Rechte $\VAR$-Regel}\label{eq:bsp2.c4}
- \end{align}
- Aus \cref{eq:bsp2.c3} und \cref{eq:bsp2.c4} folgt:
- \[\alpha_2 = \alpha_4 = \alpha_5\]
- Also lässt sich \cref{eq:bsp2.c2} umformulieren:
- \[\alpha_2 = \alpha_2 \rightarrow \alpha_3\]
- Offensichtlich ist diese Bedingung nicht erfüllbar. Daher ist ist die Selbstapplikation
- nicht typisierbar. Dies würde im Unifikationsalgorithmus
- (vgl. \cref{alg:klassischer-unifikationsalgorithmus})
- durch den \textit{occur check} festgestellt werden.
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